1. Männer: Vier Tore Vorsprung reichten nicht – Oberliga-Handballer des Grünheider SV verlieren das Rückspiel der 2. K.-o.-Runde beim Bad Doberaner SV mit 21:30 (10:11) – Das Zittern um den Klassenerhalt geht weiter – Nächster Gegner SG OSF Berlin
Bad Doberan (RH). Die Enttäuschung war groß: Während Gastgeber Bad Doberaner SV 90 am Samstagabend, 28. Mai 2022, mit Freudentänzen auf der Platte unter dem stehenden Applaus der einheimischen Besucher in der Stadthalle den sicheren Klassenerhalt in der Handball-Oberliga Ostsee-Spree zelebrierte, lagen die Männer des Grünheider SV am Boden. Mit dem 21:30 (10:11) im Rückspiel des 2. K.-o.-Duells der Abstiegsrunde hat die Mannschaft von Chefcoach Frank Morawetz und Co-Trainer Dirk Köhler den vorzeitigen Verbleib in der vierten Liga verpasst, da sie im Halbfinal-Hinspiel am 21. Mai nur mit vier Toren Vorsprung gewonnen hatte (30:26). Jetzt beschließen für die GSV-Löwen noch zwei Partien gegen die SG OSF Berlin die Saison 2021/2022. Das Duell um Platz 11, der sicher den Klassenerhalt bedeutet, steigt am 11. Juni in Berlin und eine Woche später (18. Juni, um 18.30 Uhr) in der Löcknitzhalle. Die Berliner hatten das Duell gegen den SV Fortuna 50 Neubrandenburg knapp verloren – mit zwei Toren Unterschied nach den zwei Spielen. Somit stehen sich Bad Doberan und Neubrandenburg in der Partie um Platz 9 gegenüber.
Zittern oder doch nicht zittern?
Aber vielleicht hat ja das abschließende Duell der aktuellen Saison nach Pfingsten doch keinen entscheidenden Charakter mehr. Wenn aus der Oberliga Ostsee-Spree, die in der kommenden Spielzeit wieder 14 Teams anstatt der jetzt 18 umfasst, eine Mannschaft in die 3.Liga aufsteigt oder weniger als drei Teams aus den Landesverbänden Brandenburg, Berlin, und Mecklenburg-Vorpommern in Liga 4 hoch wollen, könnten die Grünheider schon jetzt vor dem Abstieg gerettet sein. Der HV Grün-Weiß Werder, der im Endspiel der Meisterrunde um den Staffelsieg in der Oberliga Ostsee-Spree gegen den Ludwigsfelder HC steht – ebenfalls am 11. und 18. Juni –, könnte zum GSV-Retter avancieren. „Ich hoffe, dass Werder die angekündigten Aufstiegsabsichten in die dritte Liga wahrmacht. Das könnten sie bereits jetzt, egal wie das Endspiel ausgeht“, erklärt Frank Morawetz. „Unabhängig davon bekommen wir jetzt eine zweite Chance, müssten allerdings nach Hin- und Rückspiel als Gesamtsieger gegen OSF hervorgehen, um in der Oberliga zu bleiben, da ich mit drei Aufsteigern aus den Landesverbänden rechne.“
Bad Doberans Trainer Matthias Schmidt sieht die Grünheider weiter in Oberliga
„Es kommen drei Aufsteiger in unsere Liga, aus der aber auch zwei Mannschaften aufsteigen wollen – Werder und der BFC Preußen, das ist ein offenes Geheimnis“, sagt Matthias Schmidt. Auch wenn dies noch nicht offiziell vom Staffelleiter bestätigt sei, geht der Trainer des Bad Doberaner SV davon aus, auch in der neuen Saison gegen die Grünheider zu spielen. „Wir freuen uns schon auf diese Duelle.“ Sicherlich auch mit der positiven Erinnerung an die Samstag-Partie im Hinterkopf, in der sein Team in den letzten 20 Minuten alles klar gemacht hat. „Ich hatte erst ein besseres Gefühl, als nach der Roten Karte für unseren Abwehrchef Daniel Finkenstein alle noch enger zusammengerückt sind und noch mal ein Ruck durch die Mannschaft ging. Danach konnten wir uns von Grünheide lösen, bis dahin war es ein Spiel Spitz auf Knopf. Die Gäste haben nicht schlecht gespielt, aber anders als im Hinspiel hatten wir diesmal den besseren Torwart, zugleich war unsere Abwehr gut“, erklärt Matthias Schmidt. „Auch vorn haben wir besser getroffen und sind deshalb diesmal der verdiente Sieger.“
Frank Morawetz sieht Blackout bei seiner GSV-Mannschaft
Die Herausstellung von Doberans Finkenstein in der 38. Minute sowie die vielen Paraden des starken Gastgeber-Torwarts Marty Lampe sieht auch Frank Morawetz als Knackpunkte für den Ausgang des Spiels. „Es ist das passiert, was ich innerlich befürchtet habe, dass wir der Energie und dem Willen der Doberaner an irgendeiner Stelle nichts mehr entgegenzusetzen haben. Eigentlich haben wir uns im Training gut darauf vorbereitet. Und wir haben auch eine ordentliche erste Halbzeit gespielt, sind dann aber nach der Roten Karte für Finkenstein völlig aus der Bahn geworfen worden“, stellt der GSV-Chefcoach fest. „Warum, das müssen wir uns im Video anschauen und analysieren. Die Doberaner waren uns in den letzten 20 Minuten in allen Belangen überlegen, wollten in allem mehr.“ Fairerweise müsse man aber auch sagen, dass „wir mit 30 Fehlwürfen auch gegen einen Bezirksligisten nicht gewinnen könnten“. Das sei ein Blackout seiner Mannschaft gewesen. „Hinzu kommt, dass wir im Hinspiel zu Hause einen deutlich höheren Sieg verschenkt haben, weil wir auch da in der zweiten Halbzeit rumgeschludert und das nicht konsequent zu Ende gespielt haben. Mit acht, neun Toren im Plus hätten wir in der Löcknitzhalle gewinnen können. Vier Tore kann man nicht verwalten. Glückwunsch an den Bad Doberaner SV, der das Duell verdient gewonnen hat.“
Dirk Köhler: Am Ende Enttäuschung in allen Gesichtern
Bis Anfang der zweiten Halbzeit – in der 38. Minute erzielte Oliver Milde das 13:14 aus Sicht des GSV – hatten beim Grünheider Team und seinen mitgereisten Fans Hoffnung und Zuversicht geherrscht. Doch dem folgte die „große Enttäuschung über eine bittere Niederlage, die am Ende in allen Gesichtern zu sehen war“, sagt GSV-Co-Trainer Dirk Köhler. „30 Fehlwürfe bei 21 Toren sind natürlich desolat. Wir verlieren das Duell vielleicht sogar im Hinspiel. Bei einem höheren Sieg hätten wir die Doberaner gar nicht erst so groß an ihre Chance schnuppern lassen.“ Als die Gastgeber bis zur 41. Minute bis auf 18:13 davongezogen waren, „haben wir zunehmend verkrampft gespielt“. Jetzt gelte es, die Konzentration auf die beiden Spiele gegen die SG OSF Berlin zu richten. „Wir sollten jetzt nicht auf andere schauen, was da werden könnte, sondern das kommende Duell erfolgreich gestalten.“
Tom Griebsch bedankt sich im Namen des Teams bei den tollen GSV-Fans
„Das war kein gutes Spiel von uns. Trotzdem großen Dank vom ganzen Team für eure prima Unterstützung – genauso wie bei den vorangegangenen und gewonnenen drei K.-o.-Spielen. Das war einfach super. Wir werden jetzt versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und hoffen weiter auf euren starken Rückhalt“, sagte Vize-Kapitän Tom Griebsch unter lautem Beifall kurz vor der Rückfahrt am späten Samstagabend im großen Reisebus von Axel Stuwe vom Budo-Dojo Fürstenwalde, der gemeinsam mit der Mannschaft mehr als 30 Fans nach Bad Doberan und zurück gebracht hatte. Mit privat angereisten Grünheidern waren es etwa rund 50 GSV-Anhänger in der Stadthalle (rund ein Viertel aller Zuschauer), die ihre Mannschaft lautstark angefeuert hatten, darunter auch drei Trommler.
Der Bad Doberaner SV 90 spielte in der Stadthalle mit: Marty Lampe, Florian Voigt – Martin Koszinski, Kay Landwehrs 4, Johannes Spitzner, Jonathan Seidel 2, Christian Jürgen Hasenpusch 10/2, Tom Paul, Daniel Finkenstein 2, Oliver Wende 2, Moritz Hauschild, Eric Wilhelm 4, Christoph Rasch 6
Der Grünheider SV spielte mit: Denny Alpers, Hendryk Büttner – Justin Kranzusch, Oliver Heine, Florian Folger 2, Adrian Theden 3, Friedrich Hanschel, Konstantin Büttner 5/2, William Kreuziger, Marcus Schwiderski 1, Camilo-Alejandro Silva-Quintas, Marc Robin Hiesener 5, Oliver Milde 2, Tom Griebsch 3/1
Schiedsrichter: Normen Niehage, Patrick Rübensam – Siebenmeter: BDSV 2/2, GSV 4/3 – 2-min-Strafen: BDSV 2 (1 Disqualifikation), GSV keine
Fotos (15): © Kathrin Kreuziger, Fotos (9) und Videos: © Roland Hanke