1. Männer: Remis im Derby – Grünheider SV I trennt sich vom Lokalrivalen MTV 1860 Altlandsberg I 30:30 (15:16) – Spannung bis zur letzten Sekunde vor rund 200 Zuschauern in der Löcknitzhalle – Samstag sind die GSV-Löwen in Berlin-Schöneberg
Grünheide (RH). Ein Derby wie es im Buche steht – eine prima Stimmung in der mit rund 200 Zuschauern gut gefüllten Löcknitzhalle, zwei Mannschaften auf Augenhöhe, die sich von Anfang bis Ende nichts schenkten und Spannung bis zur letzten Sekunde, die in einem Unentschieden mündete. So geschehen am vorigen Samstagabend, 16. September 2023, im ersten Heim-Punktspiel der Männer des Grünheider SV I in der neuen Saison der Handball-Oberliga Ostsee-Spree gegen den Lokalrivalen MTV 1860 Altlandsberg I. Die Ortsnachbarn, die nur 25 Kilometer voneinander entfernt zu Hause sind, trennten sich mit 30:30 (15:16). Und die meisten der Fans, darunter viele aus Altlandsberg, Spieler und Vereinsverantwortlichen konnten damit gut leben. Davor hatte es in der Löcknitzhalle bereits zwei Grünheider Derby-Siege zum Auftakt der Verbandsliga Nord Brandenburgs gegeben: Die Frauen des GSV I bezwangen die OSG Fredersdorf-Vogelsdorf mit 32:28 (14:10) und die Männer des GSV II den MTV 1860 Altlandsberg II deutlich mit 45:28 (24:16).
Enge Kiste bis zum Schluss
Die GSV-Löwen um Chefcoach Tilo Leibrich und Co-Trainer Dirk Köhler zeigten von Beginn an, dass sie an den Saisonauftakt (30:21 beim Ludwigsfelder HC, aber Punkte-Aberkennung wegen eines nicht spielberechtigten Akteurs) anknüpfen wollten. Sie führten auch schnell, gerieten dann mit zwei, drei Toren in Rückstand, verkürzten diesen bis zur Halbzeit auf 15:16. Mitte des zweiten Durchgangs lagen die Grünheider wieder vorn, führten zehn Minuten vor Ende schon 26:23, kurze Zeit später mit 29:27. Durch zwei Tempo-Gegenstöße glich der MTV zum 29:29, dann gab es noch je einen Treffer für die Gastgeber und Gäste. Es war eine enge Kiste, nach der Schluss-Sirene gab es noch einen direkten Freiwurf für den MTV, der aber abgewehrt wurde.
Tilo Leibrich: „Uns fehlte die Entschlossenheit“
„Wir schmeißen den Sieg beim 29:27 einfach weg. Wir haben das klar besprochen und die Situationen zum eins gegen eins waren auch da, aber es fehlte uns dann die Tiefe, die Entschlossenheit, die Überzeugung… Wir sind dazu vielleicht auch noch zu jung“, zeigt sich Tilo Leibrich nicht gerade zufrieden über die Punkteteilung. „Mein Ziel war schon, in die Saison mit vier Punkten zu starten.“ Jetzt gelte es, konzentriert weiterzuarbeiten. „Wir sind noch in einem Entwicklungsprozess. Wir müssen das Remis akzeptieren.“ Es sei eine geschlossene Mannschaftsleistung gewesen und Tom Griebsch habe das gegeben, was er als Kapitän leisten müsse. „Das war ein gerechtes Unentschieden. Beide Mannschaften haben ein gutes Spiel gemacht und auch sehr gut gekämpft – füreinander und miteinander. Darauf lässt sich aufbauen. Wir werden mit unserer jungen Mannschaft weiter arbeiten, dann spielt sich der Erfolg auch ein“, sagt Tom Griebsch. „Für die Saison sind wir gut aufgestellt, haben eine gute Truppe und funktionieren als Mannschaft.“
Ferenc Remes: „Wir haben am Ende das Siegtor nicht versucht“
„Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und wenn man dann selbst die Möglichkeit hat, in den letzten 30 Sekunden eine Entscheidung herbeizuführen, es aber nicht mal versucht, sondern das Ergebnis verwaltet, dann hat man ein Spiel verloren“, beklagt auch Ferenc Remes den Punktverlust. „Wir hatten tatsächlich die Möglichkeit und haben es auch oft genug geübt. Es kann nichts Schlimmes passieren, außer es wird in der letzten Sekunde verworfen. Na und? Dann ist es eben ein Unentschieden. Aber es nicht zu versuchen, damit kann ich nicht leben. Das muss die Mannschaft noch lernen“, erklärt der MTV-Chefcoach. Ansonsten lobte Ferenc Remes die prima Rahmenbedingungen. „Es macht einfach Spaß, hier solch ein Derby zu spielen mit vielen Zuschauern und toller Stimmung. Am Ende ist es dann auch sicherlich ein gerechtes Unentschieden“, erklärt der MTV-Chefcoach, obwohl ihm das Ergebnis gar nicht behagte. „In der ersten Halbzeit sah es so aus, als ob wir das Spiel im Griff haben. Leider neigen wir manchmal dazu, leichtsinnig zu werden, wenn wir vorne liegen. Aus diesen Fehlern haben die Grünheider Kapital geschlagen und sind dann selbst mit drei Toren in Führung gegangen. Da war schon zu befürchten, dass das Spiel weggeht“, sagt Ferenc Remes. „Da muss ich dann meiner Mannschaft ein Lob aussprechen, denn sie hat es selbst wieder in den Griff bekommen. Im Handball kann man kein Ergebnis verwalten. Du darfst nicht passiv werden, schon gar nicht, wenn du führst, denn dann verlierst du.“
Wiedersehen in der Löcknitzhalle
Das Derby ist auch immer ein Wiedersehen auf allen Ebenen. So kennen sich Spieler untereinander sehr gut, einige sind auch von einem in den anderen Verein gewechselt oder umgekehrt. So wirkten unter anderem beim MTV die ehemaligen GSV-Spieler Marcus Schwiderski und Phillipp Hudewenz mit, während der jetzige GSV- und frühere MTV-Akteur Marco Leupert wegen seines Bruchs des kleinen Fingers an der Wurfhand aufmerksamer Beobachter war. Und auch die Trainier haben eine gemeinsame Geschichte. So hat sich Ferenc Remes über das Wiedersehen mit Tilo Leibrich gefreut, der in der vorigen Saison noch Trainer bei der Zweiten des MTV in der Verbandsliga war. Beide kennen sich seit mehr als 20 Jahren und haben auch zeitweise gemeinsam bei den Altlandsbergern gespielt. „Wir verstehen uns seit vielen Jahren sehr gut. Tilo war sogar mal mein Trainer bei den MTV-Senioren. Und wir haben uns auch vor und nach dem Derby gut verstanden.“
GSV-Löwen am Samstag in Berlin-Schöneberg
Nun richten sich die Blicke der GSV-Löwen auf das nächste Punktspiel am kommenden Samstag, 23. September 2023, bei der SG OSF Berlin ab 20.00 Uhr in der Sporthalle Schöneberg. Die SG hatte am vorigen Sonntag (17.9.) ebenfalls daheim den Ludwigsfelder HC mit 32:23 geschlagen. Der MTV muss am selben Tag laut Ansetzung beim SV Fortuna 50 Neubrandenburg in der Webasto-Arena ran. Übrigens glaubt Ferenc Remes auf die gesamte Saison gesehen, dass die Altlandsberger und Grünheider im Mittelfeld mitspielen werden. Bis auf den LHC Cottbus ragt nach seiner Einschätzung keines der Teams heraus. „Es kochen alle nur mit Wasser.“ Na dann, auf geht`s zu den nächsten Punkten für die beiden besten Handball-Mannschaften aus Ostbrandenburg.
Fotos: © Axel Both (Foto01-39)
Fotos: © Kathrin Kreuziger (Bild01-17)
Videos: © Roland Hanke